Reformvertrag ist ebenfalls ein Militärvertrag. Von Tobias PflügerRegierung hat kein Mandat für weitere Demontage der Neutralität ohne Volksabstimmung
Am kommenden Montag, 23. Juli 2007 beginnt unter portugiesischem
Vorsitz die EU-Regierungskonferenz über den sogenannten
"EU-Reformvertrag". Ziel der Verhandlungen ist, den nach den Referenden
in Frankreich und den Niederlanden gescheiterten EU-Verfassungsvertrag
nach einigen kosmetischen Operationen an den Menschen vorbeizumogeln.
Dieselben österreichischen PolitikerInnen, die sich gerade mit dem
Eurofighterdeal als Lügner und Betrüger geoutet haben, geben vor in
unserem Namen den Großteil der Inhalte der Verfassung retten zu wollen.
Sie berufen sich dabei auf die Ratifizierung des
EU-Verfassungsvertrages im Mai 2005 im österreichischen Parlament. Die
Regelungen dieses Vertragswerkes bilden jedoch einen grundlegenden
Eingriff in die Grundbausteine unserer Verfassung. Ohne Volksabstimmung
handeln Bundeskanzler und Außenministerin deshalb im rechtsfreien Raum.
Tobias Pflüger, Mitglied des Europäischen Parlaments erklärte am 10.
Juli 2007, warum er gegen den "EU-Reformvertrag" und das Mandat der
Regierungskonferenz stimmen werde:
"Damit sollen alle Regelungen des Verfassungsvertrags für den
Militärbereich in den neuen EU-Reformvertrag übernommen werden. Konkret
sollen vertraglich festgeschrieben werden:
1. EU-Aufrüstungsverpflichtung;
2. EU-Rüstungsagentur (nun auch im Vertrag);
3. Neue Militärinterventionsoptionen wie "Abrüstungsmaßnahmen" sprich gewaltsame "Entwaffnungsmissionen";
4. Militärische Unterstützung von Drittländern "bei der Bekämpfung des Terrorismus in ihrem Hoheitsgebiet";
5. Enge Kooperation von EU und NATO;
6. Keine parlamentarische Kontrolle bei der Außen- und Militärpolitik;
7. Der EuGH hat in der Außen- und Militärpolitik keinerlei Entscheidungskompetenzen;
8. Militärische Solidaritätsklausel bei der Terrorismusbekämpfung;
9. EU-Battle-Groups für schnelle weltweite EU-Militärinterventionen (nun auch im Vertrag);
10. Militärische "Strukturierte Zusammenarbeit". Einzelne EU-Mitgliedstaaten können militärpolitisch vorausgehen;
11. Ermöglichung eines eigenständigen EU-Militärhaushalts zusätzlich zu einzelstaatlichen Militärhaushalten.
EU-Aufrüstung und EU-Militarisierung werden beschleunigt. Der
Militärbereich war das Rückgrat des Verfassungsvertrages. Der absehbare
Reformvertrag ist ebenfalls ein Militärvertrag." Exkanzler Schüssel
erklärte bei einer Debatte am 6. Juli 2007 im Nationalrat, worum es den
österreichischen Machteliten bei ihrer EU-Politik geht: "Österreich
(solle sich) an der entstehenden Kerngruppe beteiligen. Denn dann sei
man in der der EU wichtiger und stärker und könne auch besser die
eigenen Interessen vertreten." Daß unter "eigenen Interessen" nicht die
Interessen der Mehrheit der Menschen in Österreich zu verstehen sind,
beweisen diese Figuren tagtäglich. Boris Lechthaler, Vorsitzender der
Werkstatt Frieden & Solidarität, ruft zum Widerstand auf: "Die
EU-Politik der Machteliten führt uns unweigerlich in immer stärkere
Abhängigkeit eines wieder hegemonialen Deutschlands. Dem dürfen wir
nicht tatenlos zusehen. Es darf keine neuerliche Ratifizierung der
EU-Verfassung ohne Volksabstimmung geben. Schon gar nicht, wenn sie in
einer Mogelpackung präsentiert wird."
(Quelle: guernica, 03/2007)
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